Wer das Wandern liebt, der liebt den Hochschwarzwald. Dichte Nadelwälder, soweit das Auge reicht. Schmale Pfade auf weichem Waldboden, tolle Ausblicke, klare Luft und Nadelduft. Und Touren vom Spaziergang bis zur langen Bergwanderung  in Hülle und Fülle. So schön, dass ich oft an Kanada denke. Doch hier gibt es keine Bären und kaum Touristen – zumindest nicht vor den Sommerferien.

Das Fazit am Anfang: Eine top Empfehlung!

Es folgt in Kürze Urlaub in Deutschland, Teil 2, der Karwendel … ob der wohl mithalten kann?

Von Menzenschwand zum Herzogenhorn (13,9 km, Auf- und Abstieg je 585 hm)

Zirka 20 Minuten fahren wir mit dem Auto nach Menzenschwand über eine kleine Passhöhe und parken auf dem Mösle-Parkplatz in Menzenschwand/Hinterdorf.

Wir laufen über eine große Wiese am Mösleskilift vorbei. Skifahren im Schwarzwald? Eine lustige Vorstellung, wenn man sonst in Österreichs Skigebieten Pisten hat, soweit das Auge reicht. Aber wer weiß, in Zeiten von Corona ist alles möglich und so bin ich vielleicht auch bald schon hier im Winter auf Brettern unterwegs. Weiter gehen wir auf Asphalt, danach einen breiten Schotterweg (Brandweg) entlang des Krunkelbach. An seiner Mündung steigen wir einen steilen (ja, es kann steil sein im Schwarzwald, selbst wenn man schon die Alpen überquert hat!) Pfad hinauf Richtung Krunkelbachsattel und Krunkelbachhütte. Bald bekommen wir Hunger und nutzen eine tief im Wald gelegene Schutzhütte als Rastplatz.

Gut gestärkt, wandern wir über eine großartige Bergwiese (wieder fühle ich mich fast wie in den Alpen), auf der grüppchenweise meterhoher Tannen oder Fichten in den Himmel ragen. Auf dem Sattel kommt langsam die Hütte in den Blick. Wir schwenken jedoch rechts ab und kommen nach wenigen Kilometern am „Leistungszentrum Herzogenhorn“ – einem Leistungszentrum für Langlaufsport – vorbei. Aha, der Schwarzwald scheint ein Hotspot für Skifahrer zu sein, das war mir bisher gänzlich unbekannt.

Weiter geht es – auf einsamen Wegen – auf den Gipfel des Herzogenhorns (1.415 m), eines kuppelförmigen Berges. Wir laufen über Kies und größere Gesteinsbrocken knapp 10 Minuten steil bergauf, bevor wir das hölzerne Gipfelkreuz vor dem wolkenverhangenen Himmel stehen sehen. Auf dem spärlich mit Gras bewachsenen Hochplateau genießen wir einen überwältigenden Rundumblick auf den Feldberg, die Schwarzwaldtäler und die Alpen. Es stürmt und wir sind fast alleine. Natur pur, so wie es mir gefällt!

Der Abstieg führt durch ein weiteres Skigebiet über den Feldbergpass. Hier gibt es diverse (teils ziemlich bizarre) Einkehrmöglichkeiten, Skiverleihe und mehrere, große Hotelklötze. Weiter wandern wir – zunächst immer am Pass entlang auf einem breiten Waldweg, dann auf schmalen Pfaden bergab Richtung Albtal. Es folgt ein breiter Schotterweg, ein Stück auf dem Geissenpfad, auf dessen Wiesen eine Herde der gleichnamigen Tiere grast.

Der letzte Wegabschnitt führt uns über eine weite Wiesenlandschaft, die bereits abgemäht ist, wieder am Lauf des Krunkelbachs entlang. Die Ruhe, das Grün der Wiese und der Duft erfreuen uns nochmal am Schluss der Wanderung.

Unser Auto steht nun fast alleine auf dem Parkplatz, wir haben einen Bärenhunger und fahren los. Nach wenigen Minuten entdecken wir das Gasthaus „Zum Hirschen“ und parken auf dem Gästeparkplatz. Auf der Terrasse werden wir freundlich empfangen und halten nach wenigen Minuten ein großes Helles des hauseigenen Biers in den Händen – zischt das! Wenige Minuten später kommt der frische, leckere Beilagensalat. Und nach kurzer Zeit folgt für mich der „Schwabenstreich“: Schweinefilet mit Käsespätzle, Cognacrahmsauce und das Ganze mit einem krossen Berg Röstzwiebeln garniert – herrlich! Mein Partner genießt einen medium gebratenen, zarten Zwiebelrostbraten. Absolut empfehlenwert!

Schluchsee Jägersteig (11,3 km, Auf- und Abstieg je 236 hm)

Heute nehmen wir uns den „Jägersteig“ vor, einen Klassiker in der Region, der als Premiumwanderweg ausgezeichnet und im Internet und jeder Broschüre zu finden ist. Wir fahren ca. 10 Minuten nach Schluchsee und parken unweit des Sees auf dem Parkplatz „Im Wolfsgrund“. Von dort aus unterqueren wir die Bundesstraße und passieren nach wenigen Minuten auf dem geteilten Rad- und Fußgängerweg das hölzerne Portal „Jägersteig“.

Wir steigen auf dem schmalen Pfad bergan, hinein in den dichten Bannwald aus jahrhundertealten Nadelbäumen, den Weg säumen Farne und Heidelbeersträucher. Wie auch gestern schon, wird uns so gut wie niemand begegnen. Auf einer Informationstafel erfahren wir, dass das Gebiet vor Beginn der industriellen Revolution landwirtschaftlich genutzt wurde. Wenn wir genau hinschauen, erkennen wir Terrassen im Waldboden. Karg lebten die Bauern damals. Ab dem 19. Jahrhundert wurde der Wald wieder aufgeforstet und wuchs in den letzten Jahrhunderten zu einem mächtigen Bannwald heran, der wiederum nach weiteren Jahrhunderten (hoffentlich) ein Urwald sein wird.

Nach etwa der Hälfte des Weges erreichen wir den Aussichtspunkt „Bildstein“, eine aus dem Wald ansteigende, steinige Anhöhe mit tollem Blick auf den Schluchsee. Es ist abwechselnd sonnig und wolkig und recht windig, alles in allem perfektes Wanderwetter, dem vielleicht ein paar mehr Grad nichts schaden könnten, damit es T-Shirtwetter wäre.

Vom Bildstein geht es ziemlich direkt bergab Richtung Schluchsee. Wir passieren einen Campingplatz direkt an der Bahnlinie, queren dann wieder die Bundesstraße und laufen die letzten rund 4 km am Seeufer entlang. Da das Ufer dicht mit Bäumen bestanden ist, ergeben sich nur selten Blicke auf das Wasser.

Wir steigen kurz zu einem kleinen Kiesstrand hinunter. Die Seeoberfläche kräuselt sich im Wind. Er peitscht auch in die grünschattierten, harten Gräser am Seeufer. Ein einsamer Surfer kreuzt hin und her, ansonsten: niemand! Bald erreichen wir die Ortschaft Schluchsee und kehren auf der Terrasse eines Cafés oberhalb von Bahnlinie und See ein. Die erste Schwarzwälder Kirschtorte habe ich mir verdient. Zusammen mit einem Kaffee verpasst sie mir die ersehnte Zucker- und Koffeindosis und vertreibt die Müdigkeit.

Nach einem Einkaufsstopp bei Edeka fahren wir zurück Richtung Ferienwohnung. Heute wird gekocht und entspannt.


Feldbergsteig (12,5 km, Auf- und Abstieg je 568 hm, ca. 5:00 h Gehzeit)

Heute ist tolles Wetter. Deshalb werden wir den höchsten Berg des Schwarzwalds und gleichzeitig Baden-Württembergs besteigen: den Feldberg mit 1.493 m Höhe. Gegen die Alpengipfel ist er natürlich ein Zwerg, doch hier im Schwarzwald ist sein Gipfel deutlich von vielen Aussichtspunkten zu sehen: Markant stehen auf der einen Seite der Feldbergturm und auf der anderen Seite der Fernsehturm, so jedenfalls sieht es von weitem aus. Vorneweg: Der Feldberg ist kein schöner Berg. Eher ein riesiger, langgezogener Grashügel. Aber was soll’s: Er ist die höchste Erhebung weit und breit und seine Besteigung verspricht großartige Ausblicke auf die Vogesen und die Schweizer Alpen, also nichts wie hinauf!

Wir fahren von unserer Ferienwohnung in Falkau in ca. 20 Minuten auf den Feldbergpass und stellen den Wagen im Parkhaus am „Haus der Natur“ ab, wo der Rundweg startet. Dort kommen wir gegen 10 Uhr an. In die Ausstellung im „Haus der Natur“ haben wir mit unserer Schwarzwaldkarte freien Eintritt, so dass wir uns kurz die dortige Ausstellung anschauen. Sie ist klein, jedoch recht interessant und bietet jede Menge Informationen über die Geschichte sowie Flora und Fauna der Region.

Gegen 11 Uhr starten wir zum ersten, knackigen Aufstieg über eine schmale Straße und breiten Schotterweg zum Bismarckdenkmal. Dort ist recht viel los und wir werden mit einem ersten Blick Richtung Feldberggipfel sowie einem tollen Ausblick auf das Panorama belohnt. Es ist wärmer als gedacht, rund 10 Grad waren vormittags für den Berg vorhergesagt, doch nach dem Aufstieg sind es gefühlte 10 Grad mehr und so reichen ein T-Shirt und dünner Pullover.

 

Weiter geht es über den Feldbergturm in Richtung Gipfel auf einem breiten Weg, viele andere hatten dieselbe Idee und es ist das erste Mal richtig was los. Oben angekommen ist es wenig spektakulär, in einer Art Rondell stehen Bänke und ein paar Informationstafeln. Die Blicke von anderswo sind schöner, so dass wir bald weitergehen.

Auf der anderen Bergseite wandern wir auf einem schmalen Pfad über eine wunderschöne, blühende Bergwiese mit tollen Ausblicken, danach durch einen kleinen Nadelwald und passieren die St. Wilhelmer Hütte. Ab jetzt steigen wir einen steilen Steig ab ins „Zastler Loch“. Es wird immer wärmer. In der Schlucht liegt die Zastler Hütte, die auch eine kleine Terrasse und einen Kiosk bietet. Viele Wanderer sitzen auf den Bänken nahe der Hütte und vespern. Wieder sieht man, dass die Region schon seit Ewigkeiten für den Skisport bekannt ist, denn auf der hölzernen Wand einer Hütte kann man viele, alte Skier bestaunen. Okay, ich glaube es jetzt, ich war unwissend und der Schwarzwald ist ein Ski-Hotspot.

Ein steiler, steiniger Weg, auf den jetzt die Sonne brennt, führt uns weiter zur Baldenweger Hütte und dem Naturfreundehaus. So langsam könnten wir eine Stärkung vertragen und suchen nach einem Pausenplatz. Auf einer Wiese, genau dort, wo der eigentliche Feldbergsteig beginnt, werden wir fündig. Es ist immer wieder toll, auf einer Bergwiese zu rasten. Und der Blick auf die Tannen hier im Schwarzwald (oder sind es doch Fichten?) ist ganz besonders, da sie sehr hoch und schön gewachsen sind.

Ab jetzt wandern wir über den Feldbergsteig durch dichte Wälder, zunächst bis um 300 Jahre alten Raimartihof. Es handelt sich um einen riesigen, alten Hof, der im regionalen Stil mit dem typischen, tief bis fast zum Boden hinunter gezogenen Dach erbaut wurde. Heute beherbergt er ein Restaurant, das von einem riesigen Biergarten umgeben ist. Wir entscheiden uns jedoch dafür, uns im danebengelegenen „Raum des Vertrauens“ ein kaltes Getränk zu holen. Der Raum ist eine Art begehbarer Kiosk. Am Ende wirft jeder, der sich einen Kaffee, Kuchen oder was auch immer genommen hat, den ausgewiesenen Betrag in die dafür aufgestellte Box. Auch hier scheint das Konzept – wie in vielen anderen Ecken der Welt – aufzugehen, denn am späten Nachmittag sehen wir extrem viele Scheine in der Box, deren zwischenzeitliche Leerung wohl nicht für nötig gehalten wurde. Wie auch immer, die eiskalte Cola – diesmal mit Zucker J – hat ihren Dienst getan und so geht es gestärkt weiter.

Der Weg führt uns relativ schnell zum Feldsee – einem kleinen Karsee – wo recht viel los ist. Weiter geht es in steilen Serpentinen stetig ansteigend durch den jahrhundertealten Bannwald, bis wir nach knapp einer Stunde wieder an unserem Ausgangspunkt, dem „Haus der Natur“ ankommen.

Fazit: Der Feldbergsteig bietet schöne Ausblicke, hat aber auf dem Großteil der Wanderung wenig mit einem Steig zu tun. Aufgrund der tollen Blicke und Gipfelbesteigung finde ich ihn dennoch empfehlenswert, auch wenn ich ihn mir etwas anders vorgestellt habe.


Säbelthomaweg ( 10,9 km, Auf- und Abstieg je 325 hm)

Nach der relativ langen Tour gestern entscheiden wir uns heute für einen etwas kürzeren Weg. Der Säbelthoma – ein ehemaliger Dorfpolizist – wird uns anhand von Informationstafeln durch die Tour führen. Das hört sich eher nach Familienbespaßung an und so waren wir vorher etwas skeptisch, doch zum Glück ist der Mann mit Säbel und Uniform nur selten und auch nur als Bild auf Tafeln präsent.

Die Tour beginnt in Hinterzarten, das von der Skifahrerfamilie Thoma geprägt ist. Ein gängiger Name, den deshalb wohl auch der uniformierte Guide trägt. Hinterzarten ist ein gepflegter Ort mit Kurhaus, einer Hand voll Hotels, Restaurants und Shops, in denen nur wenige, typische Souvenirs angeboten werden. Es wundert mich einmal mehr, wie wenig touristisch geprägt das Warenangebot im Schwarzwald ist. Noch immer ist es mir zumindest nicht gelungen, den typischen Bollenhut irgendwo zu sehen. Nur als Schlüsselanhänger und Deko an Mini-Strohschuhen, eher bizarr. Wir müssten wohl mal nach Titisee-Neustadt fahren, doch das zieht es uns nicht so arg hin.

Anfangs gehen wir entspannt durch den kleinen Kurpark am Spielplatz vorbei. Es folgt ein sanfter Anstieg auf breiten Wegen, an Wiesen vorbei und durch den Wald. Nach gut der Hälfte der Strecke kommen wir an den charmanten, kleinen Mathisleweiher, der im Naturschutzgebiet liegt. Die Bänke sind alle besetzt, auf Decken liegen einige Familien mit Kleinkindern. Wir laufen auf einem schmalen Steig um den Teich und setzen uns zur Rast ans andere, ruhige Ufer gegenüber. Eine schöne Pause, ich halte meine Hände ins Wasser, das sehr warm ist. Leider haben wir keine Schwimmsachen dabei. Drei Jungs haben es besser gemacht, sie schwimmen planschend und lachend auf uns zu.

Wir verlassen den schönen Platz und steigen leicht an in Richtung Häuslebauernhof. Vom breiten Weg ca. 100 Meter vor dem Hof haben wir einen tollen Blick auf das Feldbergmassiv. Wir machen einen kleinen Abstecher zum „Milchhisli“, einer Art Holzschrank, in dem ich auf jeden Fall Milch erwartet hätte. Aber bei Wanderern sind wohl das allgegenwärtige „Tannenzäple“-Bier und Limonaden beliebter, so dass man sich für den ausgewiesenen Betrag – wieder vertrauensbasiert – nur erfrischende Kaltgetränke nehmen kann.

Durch dichten Tannenwald wandern wir bis zum Windeckkopf, setzen uns bei den (außer Betrieb befindlichen) Thoma-Skiliften auf eine Bank und genießen den Ausblick auf Hinterzarten bis zum Hochfirst und zur Weißtannenhöhe (die wir morgen durchqueren werden). Es ist recht frisch, eher wenig sommerlich. Von dort gehen wir vorbei an wenigen, einsamen Häusern auf breiten Forstwegen und zuletzt auf einem schmalen Steig ab in Richtung Kurpark. Eine schöne, entspannte Tour.

Es ist zu früh zum Einkehren, deshalb fahren wir zurück, duschen und laufen die 5 Min. zum Gasthaus Peterle in Falkau. Dort sitzen wir draußen hinter dem Gasthof auf der kleinen Terrasse mit Blick auf den großen Garten des Hauses der Wirtsleute und den Waldrand. Es ist noch angenehm warm. Mein Essen: Ziegenfrischkäse auf Melonen-Minzsalat und Cordon Bleu mit Kartoffelgratin und Salat ist in Ordnung, hätte mir jedoch vom Lokal mehr versprochen. Egal, wir haben Urlaub und hier ist es sooo schön :-).

 

Fahrenberger Höhe mit dem Highlight „Land-Sitz“ (13,4 km, Auf- und Abstieg je 300 hm)

Heute sind wir uns wegen des unsicheren Wetters etwas uneins, was wir unternehmen möchten. Wir warten bis mittags und suchen uns aus dem Internet diese Tour heraus. Sie startet in Breitnau, einem kleinen Ort nördlich von Altglashütten, wo wir nach ca. 30 Minuten Autofahrt ankommen. Entgegen der Wettervorhersage ist es hier kühler und stark bewölkt, mal schauen …

Der Weg führt uns zunächst für mehr als 2 km über Asphalt, die Dorfstraße entlang und nach dem Ortsausgang überqueren wir die B 500. Weiter geht es eine schmale, asphaltierte Straße entlang vorbei an Wiesen, Höfen und einer Einkehrmöglichkeit, dem etwas tiefer gelegenen Gasthaus Heiligenbrunnen. Wir biegen links ab und steigen auf einem Schotterweg Richtung Weißtannenhöhe.

Nun werde ich endlich wissen, wie Weißtannen aussehen und ob meine Vermutung stimmt, dass ich in den letzten Tagen schon einige Exemplare gesehen habe. Entgegen der nach der Aufforstung im Schwarzwald weit verbreiteten Fichte hat die Weißtanne einen eher weißen Stamm – entgegen dem rotbraunen Stamm der Fichte. Ihre Krone ist eher kuppelförmig, wohingegen die Fichten spitze Kronen haben. Sie ist sehr hoch gewachsen, was die Fichten hier vor Ort jedoch auch sind. Ich als „Baumlaie“ finde es alles andere als einfach, die beiden Nadelbaumarten zu unterscheiden, zumal ein weißlicher Stamm auch durch Moos entstehen kann. Eindeutig wäre der Wuchs der Zapfen, wie ich hier lernte: Die der Tanne zeigen nach oben und die der Fichte nach unten. Aber oft sind keine Zapfen zu sehen … hm.

Okay, ich habe wohl schon Weißtannen gesehen. Ehrlich gesagt, finde ich sie weder schöner noch weniger schön als ihre nadeligen Schwestern und Brüder. Alle sind schöne hohe Nadelbäume und die Weißtannenhöhe ist eine Ansammlung davon. Besonders ist sie wohl deshalb, weil der Schwarzwald ursprünglich durch diese Baumart geprägt war, bis er durch die exzessive Holzwirtschaft bis ins 19. Jahrhundert komplett abgeholzt worden war und man ihn danach mit der widerstandsfähigeren Fichte wieder aufgeforstet hatte. Jedenfalls ist es auch recht einsam und leider auch recht kühl hier und wir verspeisen in der Schutzhütte unsere Vesper.

Auf dem Westweg – einem Fernwanderweg, der uns hier immer wieder begleitet – gehen wir weiter und erreichen bald den „Land-Sitz“ auf der Fahrenberger Höhe. Hier bläst uns dermaßen der kalte Wind um die Ohren, dass wir schnell weiter absteigen. Wir überqueren wieder die B 500 und wandern auf einer Art Hochplateau mit tollen Ausblicken auf die umliegenden Berge und die Ortschaften St. Märgen und St. Peter auf das Naturfreundehaus zu. Hier gönnen wir uns auf der Terrasse ein Kaltgetränk, die Sonne lugt zögerlich hinter dicken Wolken hervor. Nur zwei Männer mit Hund sitzen noch hier. Der Rückweg ist nicht mehr weit, wir gehen kurz durch den Wald und dann am Waldrand entlang mit schöner Aussicht auf Breitnau und die Hinterzartener Sprungschanze zurück zum Auto. Eine schöne Tour, doch der Anteil an asphaltierten Wegen war etwas zu groß.

Abendessen im Gasthaus zum Grünen Baum, Neuglashütten. Wir sitzen an einem „Nottisch“, ohne Vorreservierung – am besten am Vortag – ist hier in keinem halbwegs guten Gasthaus ein Tisch zu bekommen. Komisch, die Wanderwege sind eher leer, dafür die Restaurants voll. Das Essen – mal wieder Schweinemedaillon mit Spätzle und Beilagensalat – ist stärkend.

 

Rappenfelsensteig (12,4 km, Auf- und Abstieg je 407 hm)

Diese anstrengendste (und im Nachhinein für uns schönste) Tour haben wir uns aufgehoben – denn das Beste kommt zum Schluss :-).

Wir fahren von der Ferienwohnung in Falkau in rund 20 Minuten nach Staufen-Grafenberg, einem kleinen Nest südlich des Schluchsees. Neben der kleinen Kapelle parken wir, gegenüber gibt es das einzige Gasthaus „Zum Hirschen“, ansonsten ein paar Häuser und Höfe, das war’s. Gegen 13 Uhr starten wir unsere Wanderung auf dem Rappenfelsensteig. Der Rappenfelsen ist eine Felsformation aus Granit, die man seit den 1970er Jahren der Natur überlassen hat. Woher der Name kommt, erfahren wir später auf einer Tafel an der kanzelartigen Felsformation: „Rappe“ bedeutet im süd- oder oberdeutschen Sprachraum „Rabe“. Der Fels trägt seinen Namen vermutlich vom Kolkraben, der vorzugsweise in großen Höhen und Felsspalten nistet. Ob das schwarze Federvieh tatsächlich der Namensgeber ist, bleibt jedoch ungewiss.

Von der Herz-Jesu-Kapelle gehen wir zunächst über eine Wiese am Waldrand entlang. Auf den nächsten Kilometern führt uns der Forstweg stetig bergab ins Schwarzatal. Bisher ist uns nur ein junges Paar begegnet. Farne säumen den Wegesrand, es wird immer schwüler. Wir rasten auf einer Holzbank, die vor der Hütte des Kreisforstamtes Waldshut-Tiengen steht. Bald durchqueren wir die Talsohle, genannt „Muckenloch“. Tatsächlich umschwirren uns jetzt einige Plagegeister.

Schnell machen wir uns an den Aufstieg auf der anderen Seite und tauchen bald immer tiefer in den naturbelassenen Bannwald ein, der in Jahrhunderten wieder zum Urwald emporwuchern soll. So undurchdringlich wie der Wald jetzt schon aussieht, können wir kaum glauben, dass es noch so lange dauern wird: Baumstämme liegen kreuz und quer über dem Unterholz, Farne und Grünpflanzen aller Art wachsen wild durcheinander und obendrüber schirmen die mächtigen Baumriesen den Wald von der Sonne ab.

Bald erreichen wir den Kuchelfelsen und ein paar große Geröllhalden, die sich linker Hand den Steilhang hinaufziehen. Hier soll man – mit etwas Glück – Gemsen beobachten können. Gemsen im Schwarzwald, und das um die Mittagszeit? Das wäre wohl etwas zu viel Glück gewesen, so dass wir ohne Wildtiersichtung weiterziehen. Wir folgen dem Muckenlochpfad, einem schmalen Trampelpfad, der nun steil den Berg ansteigt. Hier sind Trittsicherheit und Schwindelfreiheit gefragt, denn der Steig führt an steilen Abhängen vorbei. Bald erreichen wir den Rappenfelsen, der dann doch eher unspektakulär ausfällt. Doch der Fernblick ist toll und der Platz an sich magisch. Wir setzen uns kurz und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.

Nach wenigen Gehminuten kommen wir auf dem Späneplatz direkt an einer breiten, geschwungenen Holzbank heraus. Selbst der sportlichste Wanderer hätte hier wohl nicht widerstehen können … da man vom übermäßigen Rasten bekanntlich rostet, rappeln wir uns bald wieder hoch und erreichen über einen nun breiteren Waldweg bald den höchsten Punkt, den Wartbuck. Von dort geht es weiter auf dem oberen Wartweg Richtung Wanderparkplatz mit Grillstelle, auch hier ist es total verlassen. Wir queren die Landstraße zwischen Brenden und Staufen und folgen dann dem breiten Bulgenbacherweg durch den Wald. Bald öffnet sich der Wald und wir gehen an einem Dammwildgehege vorbei, das ungefähr ein Dutzend Rehe und einen Bock beherbergt. Die Tiere sind scheu und flüchten sofort auf die andere Seite.

Weiter gehen wir ein Stück über Wiesen- und Weideland auf dem Bündtweg, bevor wir nochmal in ein Waldstück eintauchen. Die letzten 2 Kilometer ab dem Gehege ziehen sich etwas. Doch die Landschaft entschädigt einmal mehr, vor allem die letzten paar hundert Meter entlang des Wandrands mit Blick auf Staufen und dann quer über die Wiese in den Ort sind ein krönender Abschluss.

Fazit: Eine tolle Tour, für die man etwas Kondition braucht. Es gibt weder Einkehrmöglichkeiten noch Quellen auf der Strecke, für genügend Wasser und Proviant ist also zu sorgen.

Ein kühles Bier auf der Terrasse des „Hirschen“, dem ersten und einzigen Lokal am Platz, haben wir uns verdient. Zum Abendessen sitzen wir auf der Terrasse eines Lokals im Nebenort. Es ist recht frisch, doch besser als drinnen sitzen, zumal coronabedingt weniger Plätze vergeben werden. Es gibt Rehgoulasch mit „Zäple“ und Mischgemüse, geschmacklich top.