Seit ein paar Monaten bevölkern kleine E-Scooter mit Namen wie „TIER“ und „Bird“ die Gehsteige meiner Stadt. Kein Wunder, denn Darmstadt kooperiert offiziell mit diesen Anbietern, obwohl die Stadt nach Aussage des Oberbürgermeisters Jochen Partsch (Bündnis 90/Die Grünen) diesen Fahrzeugen eher skeptisch gegenüber steht. Fahren sehe ich so gut wie niemals jemanden mit den kleinen, klapprigen Rollern. Das gab mir zum Anlass über den Sinn und Unsinn von E-Scootern für die Stadt Darmstadt und im Allgemeinen nachzudenken.
Was könnten die E-Scooter also für Darmstadt bringen? Die Stadt leidet an chronischer Verkehrsverstopfung. Seit geraumer Zeit wird deshalb versucht, Autos mit verschiedenen Mitteln immer mehr zu verdrängen. Dazu zählen etwa kostenpflichtiges Anwohnerparken und Wegnehmen von Fahrspuren im Gegenzug für breitere Radwege. Doch das Auto ist nun mal des Deutschen „liebstes Kind“, da helfen alle Appelle und Maßnahmen wenig. Genau wie das besorgniserregende Ausmaß an Emissionen in Darmstadt und der Klimawandel weltweit. Leider. Zudem ist der Öffentliche Nahverkehr, der in Darmstadt beständig ausgebaut wird, sehr teuer. Also warum nicht mal auf einen kleinen Scooter steigen und die paar Kilometer zur Arbeit oder sonstwo hin rollernd zurücklegen?
Die Website des Anbieters „Bird“ verspricht mir das Einsparen von CO2-Emissionen durch die Nutzung der Roller. Und sie sollen beflügeln. Ein Marketinggag, aber sicherlich eine schöne Vorstellung. Lautlos, emissionsfrei und völlig mühelos durch den zähen Verkehr gleiten. Doch fast niemand tut es. Anscheinend haben es E-Scooter (aktuell) noch schwer, ihre „Nische“ im Verkehrsgeschehen zu finden. Die eingefleischten Autofahrer bleiben beim Auto. Koste es, was es wolle. Man ist schneller, kommt weiter und sitzt im warmen und trockenen. Überdimensionierte SUVs sind zum Statussymbol gerade der Großstadt-Yuppies geworden. Unschlagbare Argumente für den, der es sich leisten kann. Und das sind in der wohlhabenden Stadt Darmstadt und im kaufkräftigen Deutschland insgesamt verdammt viele. Die eingefleischten Radfahrer bleiben beim Fahrrad. Zumal es heute – ebenfalls eher für die zahlungskräftige Großstadtklientel – so tolle Alternativen wie E-Bikes und Lastenfahrräder gibt. Der Mensch scheut Veränderungen, wenn die Vorteile nicht schnell zu erwarten und augenfällig sind. Es bleibt abzuwarten, ob sich E-Scooter mehr durchsetzen. Ich selbst bin skeptisch. Denn tatsächlich bringen sie weder Komfort, ihre Reichweite ist sehr begrenzt und transportieren lässt sich mit ihnen auch kaum etwas. Leider verhindern sie momentan eher Mobilität, indem sie fast immer im Weg stehen. Ich selbst denke eher, dass dieses weitere Fahrzeug eines zu viel ist und keine Daseinsberechtigung auf Darmstadts Wegen und Straßen haben sollte. Überlassen wir die Roller den Kindern!
Wie immer toll geschrieben, ein gelungener kritischer Blick mit Augenzwinkern auf den Darmstädter Innerstädtischen Verkehr der sich auf vergleichbare Städte problemlos ausweiten lässt……