Dass man in Verona in die Oper geht, weiss jeder. Dass man in Verona Pferd isst, sicher nicht. In Frankreich und auch im Rheinland – mit seinem Sauerbraten traditionell aus Pferdefleisch gefertigt – ist diese Fleischsorte noch immer recht verbreitet, aber in Italien? Im Land der schönen Künste und „Bella Figura“?

Pastissada de caval

Ja, ich erzähle hier nicht nur einen vom Pferd. Letztes Wochenende in Verona entdeckten wir Pastissada de caval, eine kulinarische Spezialität vom Reittier. Und die entstand wohl so: Der Legende zufolge soll der Gotenkönig Theodorich nach seinem Sieg über Odoaker angeordnet haben, sämtliche Pferde des Feindes auf dem Schlachtfeld zu töten. Die Bevölkerung von Verona sah sich plötzlich einer gewaltigen Menge Pferdefleisch gegenüber, die sofort verarbeitet werden mußte. So ersann man die Pastissada, die heute noch gerne gegessen wird. Zugegeben, eine etwas bizarre, wenn auch durchaus einleuchtende Geschichte.

Pastissada de cavallo

Leider bin ich gegenüber solchen ausgefallenen, kulinarischen Gaumenfreuden nicht besonders aufgeschlossen und habe deshalb die Pastissada nicht probiert. Fahren sie also selbst nach Verona – wenn schon nicht für’s Pferd, dann wenigstens für die Oper. Oder fragen Sie meinen Lebenspartner – geboren in Düsseldorf und mit rheinischem Sauerbraten der traditionellen Art gut vetraut, ist er stets auch für andere, etwas bizarre Spezialitäten offen. Aufgrund der großen Hitze stand ihm jedoch der Sinn nicht so sehr nach Gulasch, so dass er sich für die Light-Version entschied: Gefüllte Tortelloni in einer Sauce aus Fransen vom Pferd. Zugegeben, selbst für mich sehr lecker.

Doch nun zur Opernstadt

Die Nabucco-Aufführung in der berühmten Arena war trotz einiger Widrigkeiten ein absoluter Traum:

Nabucco in Verona

Den Gefangenenchor – sogar plus Zugabe – an diesem zauberhaften Ort zu genießen, war ein unvergessliches Erlebnis. Dass wir in der nahezu ausverkauften Arena (22.000 Zuschauer passen hinein) auf den alten Steinstufen gequetscht wie die Ölsardinen saßen, bei nahezu 30 Grad um Mitternacht im eigenen Saft standen und das Hinterteil auf dem dünnen Schaumstoffkisschen langsam aber sicher immer mehr schmerzte konnte uns nicht davon abhalten, das Spektakel in vollen Zügen auszukosten.

Unser absolutes Lieblings-Urlaubsland war einmal mehr eine Reise wert und überrascht uns immer wieder auf’s Neue.