… stellen wir uns die Frage „was soll ich bloß meinem Liebsten, meiner Mama, meinem Patenkind, meiner Großtante Hilde zu Weihnachten schenken“? Eine Ausnahme sind die Mutigen, Freien, Nonkonformen unter uns: Sie schenken nichts. Für einen Bruchteil der Menschen im Land der Weihnachtsseligkeit und Melancholie sicher des Rätsels ultimative Lösung, für die meisten aber nicht.

Und so zermartern wir uns alle Jahre wieder die Köpfe nach dem passenden Geschenk für unsere Lieben, ja sogar für die weniger geliebten Anverwandten investieren wir eine gehörige Portion Gerhirnschmalz, Zeit und Geld. Nicht zu teuer und nicht zu billig, nicht zu groß und nicht zu klein, nicht zu kreativ („so etwas habe ich ja noch nie gesehen“) und nicht zu langweilig („das ist aber nett, das kann ich gut gebrauchen“) soll es sein. Und das Wichtigste von allem: Es soll dem Beschenkten zeigen, dass wir uns jede Menge Mühe gegeben habe, für ihn persönlich genau das Richtige zu finden. Sofort nach dem Öffnen des Präsents sollte der Schenkende im Idealfall freudige Überraschung auf dem Gesicht des Beschenkten aufblitzen sehen. Ich als Beschenkte bin mir dieser Erwartung jedenfalls sehr bewusst: Wie oft habe ich mich schon dabei ertappt, mir beim Öffnen eines Päckchens angesichts eines erwartungsvollen Blickes mühsam ein Lächeln abgequält und gesagt zu haben: Vielen Dank, das ist ja witzig, prima, schön oder so ähnlich.

Aber wieso fällt es oft so schwer, mit dem Weihnachtsgeschenk zufrieden zu sein oder in unseren Augen „das Richtige“ zu finden? Sind wir zu kompliziert, zu übersättigt, haben wir zu hohe Ansprüche an Geschenke? Meine Antwort ist ganz klar: Ja! Ich denke, zumindest alle Jahre wieder sollten wir uns in Erinnerung rufen, was ein Geschenk eigentlich sein sollte: Wir übergeben einem uns nahe stehenden Menschen freiwillig, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten, eine Sache oder ein immaterielles Gut wie Aufmerksamkeit oder Zeit. Unrealistisch? Vielleicht. Aber ab und zu mal nachzudenken hat auch dem ärgsten Weihnachtsmuffel noch nie geschadet.